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Lohnt es sich das Stalldach an einen PV-Anlagenbetreiber zu verpachten?

Viele Landwirte haben noch freie Dachflächen. Ob es sich lohnen kann, die Dachfläche für die Solarstromproduktion zu verpachten, erklärt unser Experte.

Lesezeit: 4 Minuten

Frage:

Wir haben einen Jungviehstall neu errichtet und würden das Dach gern für die Solarstromnutzung verpachten. Nach Berechnungen passen auf die Dachfläche 177 kW. Das Dach ist nach Südwesten ausgerichtet. Lohnt sich eine Verpachtung?

Antwort:

Grundsätzlich ist das Vermieten von Dachflächen für den Photovoltaikanlagenbetrieb möglich. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich das Anmieten kleinerer Dachflächen für den Betrieb einer Volleinspeiseanlage im Regelfall uninteressant gestaltet. Da Kostenblöcke wie z. B. die Anschlusskosten anteilig an den Gesamtkosten nur unwesentlich mit der Anlagenleistung steigen, bieten für einen Fremdinvestor meist erst Anlagen entsprechender Größe ein ökonomisches Potential. Einschlägige Unternehmen machen Interessenten deshalb häufig erst ab 500, 750 oder gar 1.000 m2 Dachfläche ein Angebot zur Anmietung.

Genau rechnen

Generell ist es schwierig, pauschale Angaben zur Höhe potentieller Mieteinnahmen für eine konkrete Dachfläche zu geben. Da die mögliche Höhe einer Mietzahlung von den erwarteten Investitionen und Gewinnen des Investors abhängig ist, können folgende Aspekte Einfluss auf die individuelle Zahlungshöhe haben:

  • Wie hoch wird voraussichtlich der Stromertrag aus der PV-Anlage sein? Dabei spielen insbesondere Dachneigung und -orientierung sowie eine eventuelle Verschattung eine Rolle.

  • Wie gestaltet sich der Netzanschluss? Eine Anlage in der angegebenen Größenordnung von 177 kWP wird voraussichtlich in das Mittelspannungsnetz einspeisen. Es stellt sich die Frage, wo der nächste geeignete Netzverknüpfungspunkt liegt und mit welchen Kosten der Anschluss verbunden ist.

  • Erlaubt der Zustand des Dachs die Errichtung einer Anlage oder muss dieses ertüchtigt oder saniert werden?

  • Sind erhöhte Reinigungskosten der Anlage zu berücksichtigen? Gerade bei viehhaltenden Betrieben und insbesondere bei Ställen, bei denen eine Firstentlüftung vorliegt, ist mit einer regelmäßigen Reinigung der Module zu rechnen.

Unabhängig von der individuellen Miethöhe bestehen dabei unterschiedliche Zahlungsmodalitäten. In vielen Fällen erfolgt eine einmalige Zahlung oder regelmäßige Miete in fester Höhe für die ersten 20 Jahre. In dieser Zeit sind die Einnahmen aus dem Anlagenbetrieb über das EEG abgesichert und gut kalkulierbar. Nach diesem Zeitraum werden teilweise prozentuale Gewinnbeteiligungen von in etwa 5 – 10 % Höhe angeboten.
Die einmalige Zahlung zu Beginn des Mietverhältnisses für 20 Jahre bietet dabei den Vorteil, dass die Zahlungen keinem inflationsbedingten Wertverlust unterliegen. Bei intakten, aber im Hinblick auf den Anlagenbetrieb sanierungsbedürftigen, Bestandsgebäuden oder bei Asbesteindeckungen wird häufig alternativ auch eine Dachsanierung anstelle einer Mietzahlung angeboten.

Eigenstromversorgung als Option

Die Mieteinnahmen bieten damit die Möglichkeit, ohne großes Risiko Einnahmen aus der ansonsten möglicherweise ungenutzten Dachfläche zu generieren bzw. diese „kostenfrei“ erneuern zu lassen. Allgemein darf jedoch nicht mit allzu hohen Erlösen gerechnet werden. In vielen Fällen dürfte der jährliche Mietbetrag maximal im niedrigen einstelligen Euro-Bereich pro Quadratmeter bzw. bei einer Einmalzahlung je nach Größe und Eignung der Dachfläche maximal im fünfstelligen Bereich liegen. Konkrete Zahlen für die angesprochene Situation zu nennen, gestaltet sich jedoch als äußerst schwierig. Eine Einmalzahlung von in etwa 15 – 25 € pro Quadratmeter kann jedoch bei größeren Dachflächen als realistisch angesehen werden, wobei Abweichungen je nach individuellen Voraussetzungen und Interessenten sowohl nach oben als auch nach unten möglich sind. Von den Mieteinnahmen entfällt dann noch ein Teil auf die zu entrichtende Einkommenssteuer. Zugleich bindet man die Nutzung der Dachfläche mindestens 20 Jahre an den Investor. Der Eigenbetrieb der PV-Anlage mit eventueller Eigenstromversorgung wird sich im Regelfall als die Option mit den wesentlich höheren Gewinnen über die Laufzeit erweisen.

Unser Experte: Julian Müller, Abteilung LandSchafftEnergie, C.A.R.M.E.N. e.V., Centrales Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe,  Straubing, Bayern

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